– aus der linken DDR-Oppositions-Zeitung Umweltblätter, vom 27. September 1989 –
Im Braunkohlenkombinat Bitterfeld (BBK) arbeiten verhältnismäßig viele Mocambiquaner, im Betriebs¬teil Delitzsch-Südwest (DSW) sind beispielsweise rund 170 im 4-Schichtsystem beschäftigt. Im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen bekommen sie keinen Bergbauerschwerniszuschlag und keine Jahresendprämie, obwohl sie dieselbe Arbeit verrichten und keine Gammelpausen einlegen dürfen, wie das bei ihren deutschen Kollegen üblich ist.
Werden darüber Beschwerden laut, bekommen diejenigen, die sich dazu durchringen, außer den Unannehmlichkeiten, die daraus direkt erwachsen, zwar eine Jahresendprämie ausgezahlt, jedoch nicht in der üblichen Höhe, sondern höchstens zwischen 100 und 300 Mark.
Dafür, daß z.B. Mocambiquaner den Arbeitskräftemangel ia Tagebaubetrieb durch ihre Mitarbeit wenigstens zum Teil Ausgleichen, dürfen sie auch gleich geschlossen zur Wahl antreten, und das zweimal, – zuerst im Wohnheim und dann auch noch im Sonderwahllokal. Die Wahlhelfer nutzten jede Gelegenheit, um Ausländer zur Wahl der ihnen sowieso unbekannten Kandidaten zu überreden. Wer sich dagegen offen aussprach, hatte sich vor der eigenen Obrigkeit zu verantworten und richtige Gehirnwäschen als „erzieherische Maßnahmen“ waren auch nicht selten.
Obwohl es für mocambiquanische Staatsbürger keinerlei Reisebeschränkungen gibt, dürfen die hier lebenden Möcambiquaner das Land nicht verlassen, da die Staatsoberhäupter beider Länder vor Jahren schon vereinbarten, daß die Gastarbeiter sie im jeweiligen Partnerland „wie zu Hause fühlen“ sollten. Das heißt für die afrikanischen Gastarbeiter, daß sie die immer rarer werdenden DDR-Bürger ersetzen sollen.