Junge Faschisten und Naziskins

Junge Faschisten in der DDR VON DIRK TESCHNER, ERSCHIENEN IM TELEGRAPH – OSTDEUTSCHE ZEITUNG NR. 3/4 1998

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Junge Faschisten in der DDR

VON DIRK TESCHNER, ERSCHIENEN IM TELEGRAPH – OSTDEUTSCHE ZEITUNG NR. 3/4 1998

Ob der Rechtsextremismus in den „neuen Ländern “ nur zu verstehen ist, wenn man die Entwicklung vor 1989 mit einbezieht, wie das Bernd Wagner in seiner Studie „Rechtsextremismus und kulturelle Subversion in den neuen Ländern“ behauptet und als Kernthese deklariert, ist auf den ersten Blick fraglich. Denoch ist eine Beschäftigung mit Rechtsextremismus in der DDR unumgänglich im Hinblick auf die Diskussion über eine Wertekontinuität zwischen der Entwicklung in der DDR und der heutigen Stimmung in Ostdeutschland.
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 Der Naziüberfall auf die Zionskirche

Die Ereignisse vom 17. Oktober 1987 waren der erste Schritt zu einer neuen Qualität der Konfrontation. An diesem Tag gelangte die Zionskirche in Berlin Prenzlauer Berg erstmals zu unerwarteter Berühmtheit.

Als gegen Ende eines Rockkonzerts in der Kirche eine große Gruppe Skinheads auftauchten, Naziparolen gröhlend auf Konzertbesucher einschlugen und im Umkreis der Kirche unbescholtene Passanten und Einwohner angriffen, war es plötzlich und unverhofft geschehen. Was staatlicherseits über Jahre hinweg durch Justiz und Polizei, durch Versuchung, Abwiegelei und durch harte Repression unter dem Deckel gehalten wurde war plötzlich nicht mehr zu halten gewesen. Anteil daran hatte auch die hartnäckige Öffentlichkeitsarbeit der Umwelt-Bibliothek, die eine Vertuschung durch die DDR-Oberen von vornherein verhinderte. Nun waren sie in aller Munde. Skinheads, Neaonazis, Faschos. Doch erst einmal versuchte man sich auf seiten der SED in Schadensbegrenzung. Nach einigen Tagen des Schweigens war dann auch in der DDR-Presse in kleinen Meldungen von einem Übergriff von Rowdys zu lesen.
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Prozesse gegen Skinheads in der DDR

Von Ende November 1987 bis Anfang Juli 1988 haben in der DDR mindestens neun Prozesse gegen sogenannte „Skinheads“ vor Kreisgerichten (bzw. in einem Fall in zweiter Instanz vor einem Bezirksgericht) stattgefunden, in denen 49 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren wegen zahlreicher Gewaltakte und auch wegen Handlungen mit rechtsradikalem Hintergrund abgeurteilt wurden. Der erste dieser Prozesse führte am 4. Dezember 1987 zur Verurteilung von vier Skinheads, die sich an den Gewalttätigkeiten gegen Besucher der Zions-Kirche in Ost-Berlin am 17. Oktober 1987 beteiligt hatten, durch das Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte zu Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jähren, die auf den Protest der Staatsanwaltschaft am 22. Dezember vom Stadtgericht Berlin auf zwei bis vier Jahre erhöht wurden. Im Dezember 1987, nach dem ersten Prozeß vor dem Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte, kündigte der Generalstaatsanwalt der DDR acht weitere Prozesse gegen Skinheads an.
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Die neue alte Gefahr – Junge Faschisten in der DDR

VON KONRAD WEISS, ERSCHIENEN IN DEN DDR-UNTERGRUNDZEITUNGEN ANTIFA INFOBLATT OSTBERLIN UND KONTEXT

November 1987, Oranienburg bei Berlin: Hier, am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen, wird eine Gruppe junger Faschisten festgenommen. Monatelang haben sie in Zügen, in Gaststätten, auf offener Straße Menschen überfallen und terrorisiert und dabei keinen Hehl aus ihrer Gesinnung gemacht. Bei den Verhafteten findet die Polizei faschistische Abzeichen und die Hakenkreuzfahne.
Dezember 1987, Berlin-Mitte: Vor dem Stadtbezirksgericht wird gegen vier Männer verhandelt, der jüngste siebzehn, der älteste dreiundzwanzig Jahre alt. Sie waren mit anderen Rechtsradikalen in die Zionskirche eingedrungen, um die „roten Punks aufzumischen, aufzuklatschen, aufzurauchen“. „Sieg Heil“ und „Juden raus aus deutschen Kirchen“ brüllend, haben sie feige und brutal junge Frauen und Männer zusammengeschlagen.
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Rechtsradikalismus in der DDR

VON JOCHEN HIPPLER

„Wir machen weiter! Wir sind Rebellen und dienen einer gerechten Sache. Skins voran. Wir sind Elite. Terror gegen Terror. Die Rache ist unser, denn Rache ist gerecht. Wir stehen wie ein Bollwerk, wie eine eiserne Wand schaffen wir es. Alle zusammen. Mann für Mann. … So wie sie gegen uns sind dürfen sie nichts anderes erwarten, als das Blut fließt. Ihres und Unseres. … Wir sind die Götter. Und wer nicht mit uns ist, ist gegen uns. Immer mehr werden sich zusammenraffen. Sie werden uns einsperren, sie werden uns zermürben, aber kapitulieren werden wir nicht und wenn es Rückschläge gibt, für uns ist es das Stahlbad das die starken zurückläst und die schwachen vernichtet. Übrig bleibt der kern.“
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FDJler, Fascho, REP – eine Ostberliner Karriere (Manuskript, geschrieben 1990)

VON JOCHEN HIPPLER

Peter ist Republikaner. Er lebt in Ost-Berlin, ist 25 und Installateur. Ich treffe ihn im Westen, bei einer Veranstaltung von REPs aus der DDR, die unter der Obhut ihrer westlichen Parteifreunde stattfindet. Journalisten sind nicht zugelassen, ich muß „leider, leider“ draußen bleiben, wie mir teilweise freundlich, teilweise barsch versichert wird. Ebenso geduldig wie vergeblich weise ich darauf hin, daß ich schließlich telefonisch eingeladen worden sei – ohne Erfolg, der unfreundlichere der Ordner ist nicht zu erweichen. Ein etwas angetrunkener Mann, dunkelblond und groß, kommt auf mich zu. Es heißt Peter und ich tue ihm leid. Peter ist offen und freundlich, er bietet mir an, daß er mit mir sprechen würde, wenn ich schon nicht in die Veranstaltung dürfe. Er reicht mir seine Bierflasche. Wir suchen uns eine Kneipe in der Nähe.
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Die rechtsradikale Szene in der DDR

VON JOCHEN HIPPLER

„Wir machen weiter! Wir sind Rebellen und dienen einer gerechten Sache. Skins voran. Wir sind Elite. Terror gegen Terror. Die Rache ist unser, denn Rache ist gerecht. Wir stehen wie ein Bollwerk, wie eine eiserne Wand schaffen wir es. Alle zusammen. Mann für Mann. … So wie sie gegen uns sind dürfen sie nichts anderes erwarten, als das Blut fließt. Ihres und Unseres. … Wir sind die Götter. Und wer nicht mit uns ist, ist gegen uns. Immer mehr werden sich zusammenraffen. Sie werden uns einsperren, sie werden uns zermürben, aber kapitulieren werden wir nicht und wenn es Rückschläge gibt, für uns ist es das Stahlbad das die starken zurückläst und die schwachen vernichtet. Übrig bleibt der kern.“
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Skinheads in der DDR

VON ROLF SCHWARZ, SKINHEADS IM SPIEGEL DER ÖFFENTLICHKEIT – SINN UND UNSINN ÜBER FORSCHUNGSOBJEKTE

Der Zeitpunkt der Entstehung des Skinhead-Stils in der DDR war im Gegensatz zu den Stilen in England und Westdeutschland nicht unumstritten. Die Mehrheit der Autoren lokalisierte seinen Beginn zeitgleich mit dem in Westdeutschland Anfang der 8oer Jahre, wenngleich darauf hingewiesen wurde, daß es zu diesem Zeitpunkt nur wenige Skinheads gab. Schumann datierte die Anfänge es Skinhead-Stils in der DDR „etwa seit 1982“
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Neonazis in der DDR – Die Fan-Kurve wird zum Brutkasten der DDR-Neonaziszene

VON DIETMAR WOLF, ERSCHIENEN IM ANTIFASCHISTISCHES INFOBLATT NR. 75 , FRÜHJAHR 2007

Die Anfänge neofaschistischer Organisierung in der DDR werden in der Regel auf die Jahre 1982/83 datiert. Doch schon in den Jahren zuvor kam es immer wieder zu rassistischen und ausländerfeindlichen Vorkommnissen. Die DDR war als Gesellschaft zu keiner Zeit frei von rassistischen Vorurteilen. Im Gegenteil: Sie schürte sie selbst und bediente sich ihrer, indem sie zum Beispiel Menschen aus Afrika und Asien in die DDR zum arbeiten holte, diese aber ghettoisierte und aus der Gesellschaft fern hielt. Der gern bemühte Internationalismus war eine von vielen inhaltslosen Phrasen, die keinen wirklichen Weg in das Selbstverständnis der Menschen in der DDR fanden.
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Extreme Rechte in der DDR

VON FRANK SCHUMANN , ERSCHIENEN IN ANTIFASCHISTISCHES INFOBLATT, NR. 75, FRÜHJAHR 2007

Am Abend des 9. November 1989 hockte ich in Potsdam auf einem Podium. Neben mir saßen ein Vertreter der jüdischen Gemeinde, Heinz Vietze – vormals Jugendfunktionär, seit kurzem 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung -, einige aufgeregte Jugendliche sowie Offizielle, an deren Namen und Amt ich mich nicht erinnere.

Anlass der kurzfristig anberaumten Diskussionsrunde, die, wie die meis¬ten in jenen Wochen, in einem überfüllten Saal stattfand, war ein in jeder Hinsicht skandalöser Vorgang: Jugendliche hatten in der Bezirksstadt mit einer Lichterkette an das faschistische Pogrom vor 52 Jahren erinnert. Die Volkspolizei hatte sich etliche Mädchen und Jungen gegriffen und »zugeführt«. Die Begründung war formal-rechtlich korrekt, weshalb man sich ihrer offenkundig bis heute bedient: Die Demonstration war nicht angemeldet worden. Jedoch änderte dies nichts an der beschämenden Tatsache, dass eine eindeutig antifaschistische Bekundung von den Exekutivorganen eines antifaschistischen Staates unterbunden worden war. Das vor allem hatte nicht wenige in Potsdam aufgebracht.
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