Antifa in den 1980er Jahren

Seit 1983 nahmen die offenen Aktivitäten von faschistischen Gruppen, zum größten Teil rechtsgerichtete Skinheads und Fußballfans, sprunghaft zu. Es kam immer wieder zu Überfällen auf Ausländerinnen, Punks, linksalternativ Gekleidete und Oppositionelle. In dieser Zeit bildeten sich auch feste faschistische Gruppierungen, die sich zum Beispiel „Bewegung 30. Januar“ (in Anlehnung an die Machtergreifung der Nazis am 30.1.1933) oder „Bucher Front“ nannten. Die faschistischen Gruppen hatten damals bereits Kontakte mit Westberliner Faschisten, die in der Folgezeit intensiviert wurden.

Der Überfall von Nazi-Skinheads auf ein Punk-Konzert in der Ostberliner Zionskirche im Oktober 1987, hatte in zweierlei Hinsicht Signalwirkung. Zum einen erhöhte sich die zahl der offenen Übergriffe von Nazis und Skinheads zum anderen regte sich erstmals selbstorganisierten Widerstand.

Gründungsversuch einer Anti-Nazi-Liga in Berlin 1987

In Berlin findet sich unmittelbar nach dem Überfall auf die Zions-Kirche eine Gruppe betroffener zusammen, um eine Anti-Nazi-Liga zu gründen. jedoch kommt man nie aus dem Gründungsstatus heraus. Zu verschiedene sind dieVorstellungen, zu defuse ist die Zielsetzung.

Die Anti-Nazi-Liga Dresden

Auch in Dresden war der Zionüberfall der Auslöser für die Gründung einer Antifa-Gruppe. Federführend agierte hier die anarchistisch angehauchte Oppositionsgruppe Wolfspelz. So bestand zwischen der Anti-Nazi-Liga Dresden und der Gruppe Wolfspelz faktisch Personalunion.
ihre tatsächlichen Aktivitäten waren dann auch sehr bescheiden. Ein Flugblatt wurde gefertigt und in Dresden verteilt. Eine Infoveranstaltung in verschiedenen Kirchen in Dresden durchgeführt. darüber hinaus tauchte die „Anti-Nazi-Liga Dresden“ nur noch auf gelegentlichen Unterschriftenlisten auf.

SVK-Halle und Brandenburg

Der Versuch sich gegen faschistische Gewalt zu wehren, führte 1988 in Halle dazu, dass sich innerhalb der Hallenser Punkszene militante Straßengangs bildeten und den Nazis Paroli zu bieten, indem sie zu den gleichen Methoden wie die Nazis griffen. Sie trainierten Kampfsport, bewaffneten sich und machten Jagd auf alle, die nur wie Nazis oder Skinheads aussahen. Zu allem Überfluss gaben sie sich selbst einen Namen, der noch heute äußerst Fragwürdig erscheint: „Skinhead-Vernichtungs-Kommandos (SVK)“. Da es innerhalb dieser Gruppierung keinerlei inhaltlichen Diskussionen oder thematischer Arbeit kam, löste sie sich schnell auf.
In der Stadt Brandenburg soll ein Ableger der SVK existiert haben, allerdings beruht dies nur auf damalige Behauptungen Hallenser SVKler.

Antifa Potsdam

Nach dem Überfall auf Zion kam es in Potsdam verstärkt zu Aktionen von Faschos.
Auch hier war es die ansässige Punkszene, die den Schritt, hin zur antifaschistischen Selbsthilfe, unternahm. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Beispielen, stand in Potsdam ein aufklärerischer/systemkritischer Ansatz im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Man war von Anfang an um Kontinuität bemüht, um ein schnelles Versickern, wie zum Beispiel in Dresden, zu verhindern. So traf man sich wöchentlich in einer kirchlichen Ausbildungsstelle und diskutierte, anfänglich diffus, über die Gründe von Faschismus und versuchten sich an einer allgemeine Systemanalyse der DDR.
Es bestand unter ihnen die Hoffnung durch Öffentlichkeitsarbeit wie einer Flugblattaktion „Warnung Neonazis auch in der DDR“ Druck auf die Staatlichen Stellen auszuüben und sie zu öffentliche Stellungnahmen zwingen zu können. Als schnelle Erfolge ausblieben, blieben viele Leute weg. Besonders den, von Aktionismus getriebenen, wurde viel zu viel „gelabert“.
weiterlesen …

Autonome Antifa in der Kirche von Unten (Berlin)

Erst Ende Februar 1989 begannen innerhalb der Berliner Gruppe der Kirche von Unten (KvU) Aktivitäten für die Gründung einer Antifa-Gruppe. Auslöser war, dass einigen Leuten der KvU das „Antifaschistische Infoblatt“ Nr.6/7 aus Westberlin in die Hände fiel, in der über Vorbereitungen des internationalen Neofaschismus zum hundertsten Geburtstag von Adolf Hitler berichtet wurde. Hinzu kamen Informationen aus der Ostberliner Szene, dass die DDR-Faschisten am 20. April 1989 ein großes Treffen in Potsdam planten.
weiterlesen …

Antifa Infoblatt Ostberlin

Im Zeitraum Juli 1989 bis Juli 1990 brachte die Ostberliner unabhängige „Antifa in der Kirche von Unten“ (ab Sommer 1990 Autonome Antifa Ostberlin) drei Ausgaben der Zeitschrift „Antifa Infoblatt Ostberlin“ heraus.

Im Zeitraum Juli 1989 bis Juli 1990 brachte die Ostberliner unabhängige „Antifa in der Kirche von Unten“ (ab Sommer 1990 Autonome Antifa Ostberlin) drei Ausgaben der Zeitschrift „Antifa Infoblatt Ostberlin“ heraus.
Auf Grund des Staatlichen Medien- und Druckmonopols in der DDR, konnten die ersten beiden Ausgaben nur halblegal und auf altertümlichen Druckmaschinen im Wachsmatritzendruckverfahren herausgebracht werden. Das Drucken war eine ziemliche Sauerei, und die Kostbare Druckerfarbe musste aus dem Westen ins land geschmuggelt werden. Die Qualität war katastrophal und teilweise waren die Texte nur schwer lesbar. Fotos konnten gar nicht verwendet werden. Die Hefte wurden von Hand gelegt und geheftet. Die Auflage bestand aus jeweils 1500 bzw. 2000 Exemplaren. Die Ausgabe kostete 1 DDR-Mark. Das Heft war schnell vergriffen.

Die dritte Ausgabe wurde bereits im Offsetverfahren gedruckt. Allerdings führte die anfängliche Unerfahrenheit der Redakteure und Drucker mit diesem „neuen“ Medium zu einem Qualitativ niedrigen Ergebnis. Es konnte der Vergleich mit der in Westberlin, seit 1996 erscheinenden, Hochglanzzeitschrift „Antifaschistisches Infoblatt“ nicht standhalten. Hinzu kam das Heft ca. zwei Monate zu spät erschien und der Absatz nicht funktionierte. Es wurden letztendlich nur etwa 500 Stück verkauft. Danach wurde das Heft eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt stand die Antifagruppe bereits mitten in der Auflösung. Ein Teil der Redaktion ging zum „Antifaschistischen Infoblatt“.

info1_aAntifa Infoblatt Ostberlin, Nr. 1
erschienen im Juli 1989
Herausgeber: Antifagruppe in der KvU
pdfhier downloaden

 

info2_aAntifa Infoblatt Ostberlin, Nr. 2
erschienen im September 1989
Herausgeber: Antifagruppe in der KvU
pdfhier downloaden

 

info3_aAntifa Infoblatt Ostberlin, Nr. 3
erschienen im Juli 1990
Herausgeber: Autonome Antifa Ostberlin
pdfhier downloaden