DDR-Nazis: Fotos und Fakten

Jens Uwe Vogt aus Ost-Berlin

Spätestens durch den Überfall auf die Zionskirche in Ostberlin, am 17. Oktober 1987, waren sie auch in der DDR in aller Munde. Skinheads, Neonazis, Faschos. Die bekanntesten aus dieser Zeit sind hier aufgelistet:

Jens Uwe Vogt aus Ost-Berlin
Jens Uwe Vogt; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Jens Uwe Vogt aus Ost-Berlin,
war seit Anfang der 80er Jahre uneingeschränkter Anführer der BFC-Hooligans.
Vogt wurde im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Zionskirche kurzzeitig festgenommenen aber erstaunlicher Weise trotz Zeugenaussagen nicht angeklagt.

Die Rolle von Vogt war für alle Beteiligten und die Prozeßbeobachter äußerst mysteriös. Als er plötzlich von der Bildfläche verschwand, war dies Anlaß für vielerlei Verdächtigungen; von Verrat war besonders unter „Kameraden“ die Rede. Stasi-Gerüchte machten die Runde. 1988 reiste Vogt nach Westberlin aus. Über seine Verbindungen zu den Westberliner Nazikadern Andreas Pohl und Christian Franke stieg er innerhalb der Nationalistischen Front Westberlin schnell zum Kader auf und versuchte schließlich, Pohl den Rang abzujagen.

Während dieser Zeit hielt Vogt weiterhin intensive Kontakte zu „seinen“ Fans vom BFC.

Nach der wende kehrte er in den Osten zurück. Nach einem Neuerlichen Intermezzo beim BFC-Hoolanhang versackte er in der Club- und Drogenszene von Berlin-Pankow.

 

Ronald Busse aus Ost-Berlin
Ronald Busse; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Ronald Busse aus Ost-Berlin,
auf einem Treffen der Deutschen Alternative (DA), im Juni 1990 in Cottbus.

Busse war gegen Ende der achtziger Jahre Skin-Anführer und gehörte zum harten Hool-Kern des Ostberliner Fußballklubs BFC Dynamo.

Busse war 1987 einer der Anführer beim Überfall auf das Rockkonzert in der Zionskirche und wurde dafür wegen „Raudytum“ verurteilt. Nach seiner Haftentlassung 1990 sah sich Busse in der neuen Neonaziszene um, zog sich jedoch nach kurzer Zeit ins Privatleben zurück.

 

Sven Ebert aus Ost-Berlin
Sven Ebert; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Sven Ebert aus Ost-Berlin
Ebert gehörte zum harten Kern der BFC-Hools um Jens Uwe Vogt. Er war bekannt für seine Brutalität und hatte den Ruf eines Psychopaten. Ebert war am Überfall auf das Konzert in der Zionskirche am 17. Oktober 1987 beteiligt.

Erst nach einigen Tagen wurden mehrere Personen im Zusammenhang mit dem Überfall auf das Konzert verhaftet. Vier Personen, unter Ihnen Sven Ebert und Ronni Busse, wurden in einem aufwendigen Schauprozeß verurteilt.

Die Angeklagten erhielten Strafen zwischen 12 Monaten und 2 Jahren wegen „Rowdytum“, die allerdings nach Berufung durch die Staatsanwaltschaft beträchtlich nach oben korrigiert wurden.

 

Frank Lutz
Frank Lutz; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.
Heiko Baumert
Heiko Baumert; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Frank Lutz und Heiko Baumert aus Ost-Berlin,
waren Mitbegründer der Lichtenberger Front (1986), der Bewegung 30.Januar (1988).

Beide wurden 1988 wegen ihrer Naziaktivitäten (Rowdytum, Störung des sozialistischen Zusammenlebens) zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt, kamen aber nach der Wende, auf Grund einer Amnestie der Modrowregierung, vorzeitig aus dem Knast.

1990 gründeten sie zusammen mit Ingo Hasselbach und André Richert die Nationalen Alternative (1990). Lutz war der erste Vorsitzende der NA, Baumert Schriftführer und unterschrieb den Nutzungsvertrag zwischen der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) und der BI Wosan für die Weitlingstraße 122.

Nach dem Ende der NA betätigten sich beide weiter, unter anderem in der FAP-Berlin.

 

Ingo Hasselbach Pfannschmidt
Ingo Hasselbach Pfannschmidt; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Ingo Hasselbach Pfannschmidt aus Ost-Berlin,
war Mitbegründer der Lichtenberger Front (1986), der Bewegung 3O.Januar (1988), der Nationalen Alternative (Februar l990), der Deutschen Alternative (war dort erster stellvertretender Vorsitzender). Hausführer im Nazihaus in der Lichtenberger Weitlingstraße, Führungskader der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF)“. Gehörte über Jahre zum Führungskader der Deutschen Neonaziszene.

Anfang 1993 erklärte er seinen Ausstieg aus der Naziszene: „…Im November 1992 verbrannten nach einem Anschlag eine türkische Frau und zwei Kinder in einem Haus in Mölln. Ich erinnere mich noch, wie ich diese Nachricht in den Frühnachrichten im Radio hörte. Ich habe mich noch nie so klein und elend gefühlt. Die Geister, die ich mit meinen „Ausländer raus“-Parolen gerufen hatte, waren da. So brutal das klingen mag: Ich habe diesen Urknall gebraucht, der Tod dieser drei unschuldigen Menschen war für mich der Weckruf, ins Leben zurückzukehren und gegen den Wahnsinn zu kämpfen…“ .

Aus Angst vor Rache, tauchte er unter. Erst in Paris und dann in New York: „… Kurz nach meinem Ausstieg bekam meine Familie eine an mich adressierte, fast ein Kilo schwere Buch-Bombe geschickt. Dass sie nicht explodierte, war Zufall. Die Batterie hatte sich auf dem Postweg entladen. Wäre sie hochgegangen, hätte es Tote gegeben …“.

 

André Riechert
André Riechert; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.
André Riechert
André Riechert; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

André Riechert aus Ost-Berlin,
gehört zu den Mitbegründern der Lichtenberger Front (1988).

1990 wurde er Pressesprecher der Nationalen Alternative und später Mitglied der DA und der GdNF. Obwohl es bald ruhig um ich wurde tauchte er immer wieder auf verschiedenen Aufmärschen und Veranstaltungen der Naziszene auf, so zum Beispiel 1993 auf dem 1.Mai-Aufmarsch der FAP in Berlin-Lichtenberg.

 

Mirko Tambach
Mirko Tambach; Fotoquelle: Antifaschistisches Infoblatt.

Mirko Tambach aus Ostberlin,
gehörte zu DDR-Zeiten den Nazi-Hool-Anhang des Berliner Fußballclub 1. FC Union an.

Nach der Wende betätigte er sich kurzzeitig in der Jungen Union, wechselte aber schnell zur NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten. Dort entwickelte er sich schnell zu einem wichtigen Kader und Verbindungsmann zur FAP.

Mirko Tambach
Mirko Tambach am 05.11.2005 auf Nazikundgebung in Potsdam.

1992 war er maßgeblich an der Vorbereitung des, letztendlich von Antifas verhinderten, FAP-Aufmarchs in Prenzlauer Berg, zum 1. Mai beteiligt. Ein Jahr später war er wieder unter den FAP-Marschierern in Berlin-.Lichtenberg.

1995 wurde er wegen seiner Naziaktivitäten verhaftet und zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt, die er im offenen Vollzug verbüßte.

Nach dem Knast hat sich Mirko Tambach ins Privatleben zurückgezogen.

Um das Jahr 2005 wurde er auf einigen Naziaufmärschen gesichtet.

 

 

Frank Maik Hübner
Frank Hübner; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Frank Maik Hübner aus Cottbus,
wurde bereits 1984 wegen versuchter Gründung einer illegalen Wehrsportgruppe in Cottbus inhaftiert und als politischer Häftling von der Bundesregierung 1985 freigekauft.

Nach einem Intermezzo bei der DVU über die FAP-Hessen landete er in der Langener Nationalen Sammlung (NS)

Nach der Öffnung der Mauer, kehrte Hübner nach Cottbus zurück. Dort begann er zusammen mit Rene Koswig und Carsten Wolter Mitglieder zu rekrutieren. Sie bildeten die Deutsche Alternative Cottbus. Ab 18.9.1991 putschten sie gegen den Duisburger Bundesvorstand und sich selbst an die Macht. Mit Unterstützung des DA-Landesverbandes Rheinland-Pfalz ließ sich Hübner zum Bundesvorsitzenden wählen, Koswig wurde sein Stellvertreter.

Nach dem Verbot der Deutschen Alternative im Jahre 1992 suchte sich Hübner schnell andere Betätigungsfelder. So betätigte er sich weiter innerhalb der GdNF für die Wiederzulassung der NSDAP. Neben Kontakten zu NPD wurde Hübner Mitglied der Berlin/Brandenburger Nazi-Sammlungsorganisation Die Nationalen. 1993 trat Hübner, auf der offenen Liste der Deutschen Liga, für die Nationalen als Wahlkandidat in Cottbus an und erzielte 0,5%.

Gleichzeitig war Hübner aktiv in der Berlin Brandenburger Zeitung, dem Zentralorgan der Nationalen tätig.

Im Jahr 2008 trat Frank Hübner, bei den Brandenburger Komunalwahlen, für die NPD in Cottbus an.

 

Rene Koswig
Rene Koswig; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.
Carsten Wolters
Carsten Wolter; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

RENE KOSWIG (links) und CARSTEN WOLTER aus Cottbus,
kamen aus der örtlichen DDR-Skin-Szene und gründeten 1990, zusammen mit Frank Maik Hübner, den DA-Landesverband Brandenburg, deren Vorsitzender Carsten Wolter wurde.

Nach der Übernahme des Bundesvorsitzes der DA durch Hübner im Jahre 1992, wurde Koswig sein Stellvertreter. Wurde aber bald von Ingo Hasselbach abgelöst.

 

Rainer Sonntag
Rainer Sonntag; Fotoquelle: Drahtzieher im Braunen Netz, Band 1, Edition ID Archiv.

Rainer Sonntag (vorn) aus Dresden
1987 wird er Sonntag mit anderen festgenommen DDR-Nazis wegen Körperverletzung und Rowdytum verurteilt. Einige der damals Verurteilten werden in der folgenden Zeit in den Westen abgeschoben, darunter Rainer Sonntag, ursprünglich Spitzel der Kripo (Politisches Kommissariat Kl). Nach einem Intermezzo als Zuhälter in der Rotlichtszene von Frankfurt am Main, machte Sonntag im hessischen Langen schnell Karriere in der von Michael Kühnen gegründeten Nationalen Sammlung (NS), für die er bei den Kommunalwahlen 1988 als einer der Spitzenkandidaten (auf Listenplatz 3) kandidierte. Im Dezember 1989 kehrte Sonntag nach Dresden zurück, vorausgegangen waren Zerwürfnisse unter den hessischen Faschisten. Dort wird er zur Zentrale Figur der Dresdner rechtsradikalen Szene. Er macht Dresden zu einer Stadt der Bewegung. Immer neue Gruppen entstehen. Die Gewalt steigt spürbar an.

In der Nacht zum 1. Juni 1991 wird Rainer Sonntag von zwei Zuhältern auf offener Straße erschossen. Opfer und Täter scheinen sich gekannt zu haben. Vorausgegangen war Sonntags Drohung, er werde das Bordell, vor dem er den Tod fand, mit seinen Leuten „plattmachen“. Der Betreiber des Bordells bezichtigt die Neofaschisten der Schutzgelderpressung: 50.000 DM wären von ihm verlangt worden. Die Beerdigung Sonntags wird zum bis dahin größten Naziaufmarsch der deutschen Nachkriegsgeschichte. Rund 2.000 Neonazis aus allen Teilen Deutschlands und aus allen Lagern des rechtsextremen Spektrums demonstrieren durch Dresden. Der tote Sonntag wird, was er zu Lebzeiten nicht werden konnte: zur Integrationsfigur des rechten Lagers. In Reden stilisieren ihn Christian Worch, Heinz Reisz und Ewalt Althans zum „Blutzeugen der Bewegung“. In der Folge dieser Ereignisse wird es in Dresden vorerst wieder stiller.