Scheißaktion am REP Stand!!!

BesetzerInnenZeitung, Nr. 2 vom 29.08.1990

– aus BesetzerInnen Zeitung , Nr. 2, vom 29. August 1990 –

Worum geht es überhaupt?

Am 18.08. bauten die REPs an der Frankfurter Allee, neben dem gleichnami¬gen U-Bahnausgang, einen Infostand auf. Es war klar, dass wir das nicht einfach hinnehmen konnten, vor allem weil der Standort (nähe Mainzer) als Provokation angesehen wurde. Genaueres war nicht bekannt, die einzige Information war ein Artikel im „Neuen Deutschland“. Viel Zeit, etwas auf die Beine zu stellen, war auch nicht. Es gab ein Vorbereitungstreffen, am Tag davor, bei dem beschlossen wurde, die Bürgerinnen aufzuklären (Flugis und Gespräch) und den Infostand zu blockieren (Kette, Mülleimer, Tomaten, …). Nach dem Treffen wurden vorhandene Flugis eingesammelt, weil keine Zeit war, ein neues zu produzieren.

Was passierte dann?

Was dann am Samstagmorgen gegen halb zehn ablief, war die reinste Scheiße! Wie sich durch Meldefahrzeuge herausstellte, bestand der Infostand aus vier REPs mit Auto und einem Sonnenschirm. Ein paar Idiotinnen liefen – sich schon mit Tüchern maskierend – die Treppe von der U-Bahn nach oben, rannten eine Omi um, die sie nicht weiter beachteten, stürzten sich auf den Sonnen¬schirm, warfen REP-Flugis durch die Gegend, verprügelten Leute die wohl wie „Feinde“ aussahen und demolierten sicherheitshalber noch ein in der Nähe stehendes Auto und rannten dann weiter um angebliche Faschos aufzumischen. Nach wenigen Minuten waren die ersten Bullensirenen zu vernehmen und Flucht war angesagt. Das Ganze wurde holographiert und von der „Aktuellen Kamera“ auf Video gebannt.
Na prima!

Das ist nicht nur Fascho-Stil, unüberlegt, nur-provozierend und gegen jede vorherige Abmachung (wo waren die Recken denn bei der Vorbesprechung?), sondern damit wurden die restlichen Leute vor vollendete Tatsachen ge¬stellt: Keine BürgerInnenaufklärung, die Vorbereitung für die Katz, Schlag¬zeilen für die Presse.
Damit wurde das Gegenteil vom Gewollten erreicht. Die Leute sahen prügelnde schwarze Gestalten und geprügelte REPs, womit schon klar ist, wer die Öffentlichkeit auf seiner Seite hat. Ein paar IDIOTEN, die eben mal Lust auf Faschos klatschen hatten, haben die ruhigere Mehrheit in die Scheiße geritten.

Weiter so!
Das ist Gewalt von innen gegen die Ziele der BesetzerInnen! Solche Aktionen machen mehr kaputt als sie einbringen (nämlich ein bisschen Spaß für Schlägertypen). Wir sollten uns überlegen, was dagegen zu tun ist.

Einige Leute aus der Riga 84

LESERBRIEF ZUR AKTION AM SAMSTAG 18.08.9o
Keine Chance den REP’s. Auf der Suche nach dem Konsens!
PANNEAKTION!? —– – – – Versuch einer Darstellung und Kritik irgendeines Autonomen.

Samstagmorgen 8 Uhr Ortszeit. Treffen von fast allen Menschen die beim Vorbereitungstreffen waren. Die haben da (Hauptkritik) kein EA auf die Reihe gekriegt. War auch niemand da der hätte ein Auto organisieren können (Fahrwache). , .

Irgendwann gegen halb zehn die Meldung das REP’s an S – Bahn¬hof Frankfurter Allee, ihren Volksfeindlichen Propaganda¬stand aufbauen. Sichtbar circa 5 – 10 Monster. Konsens beim Vorbereitungstreffen, Flugis verteilen, blockieren des Standes, den BürgerInnen Müllsäcke entgegenhalten für Flugis von Reps, wenn Flugis von uns Alle, Tomaten für Alle, Zerstörung des Standes… – Wiedersehn

1o Uhr Ortszeit (circa) Ankunft von circa 10 Leuten von uns, (Fahrradfahrer deshalb schneller) beim Klassenfeind.
Kamera ab. Fernsehteam von AK. 3 Heinzen der REP-s mit Fotoappa¬raten. Der Ton läuft. Wir sind alle unvermummt. Zwecks Konsens bla bla ………….
In nähere Umgebung tauchen immer mehr Faschos auf, die sich etwas weiter abseits halten, da zu radikal (Für Demokratenreps) die Stimmung und Stake steigt. Verstärkung aus der U-Bahn. Vermummte rennen Richtung Stand. Irgendein Typ macht die Leute an, wegen Vermummung (Vorbereitungstreffen Konsens bla bla). Kamera läuft. Die ersten Schweine kriegen auf die Fresse. Ne alte Oma wird umge-rissen. Mensch hilft ihr auf, dann weiter die Klassenfeinde. Es wird grad das Auto von den Heinzen platt gemacht, als die ersten Bullen in Westausstattung auftauchten. Rufe wieder den gemeinsamen Rückzug anzutreten. Vermummte und Unvermummt. Einer brüllte da sind Faschos oben auf den Bahnhof. Viele brüllen Quatsch, gemeinsam abhauen (wozu auch noch total gut Zeit war) hier lang nicht im Bahnhof rein (Falle). Spaltung …. den Rest kennt Ihr ja. Siehe Gedächtnisprotokoll der Verhafteten).

Nachbereitungstreffen, wütende Diskussion ob eines genannten Fehlverhaltens aller, viele einzelner, einiger …

Mir ist klar, dass dieser Text einseitig ist, nicht alles enthält was abging und wohl in erster Linie keinen Zeitungsmäßigen Stil hat. Betrachtet ihn als Leserbrief. Da ich noch nie einen Artikel von mir veröffentlicht habe.
Wäre geil, wenn inna nächsten BZ sich jemand äußert. Bis denne …

aus PROTOKOLL…
… vom letzten Friedelhainer Häuserrat am 19.8.90

5) Diskussion über das letzte Wochenende – Psychos, REP-Stand-Aktion … allgemein wurde kritisiert, dass sich Leute nicht an Absprachen gehalten haben bzw. die Absprachen schlecht vermittelt wurden und dadurch die eigenen Leute gefährdet bzw. festgenommen wurden, von der mangelhaften politischen Vermittelbarkeit von zusammengetretenen Rentnern ganz abgesehen… weiter ging es um das Mackerverhalten einiger bestimmter Typen, die sich im Eifer des Gefechts anscheinend auch nicht mehr so ganz unter Kontrolle hatten (z.B. Freitagabend in der Kreutziger) und wie denn mit solchen Leuten oder solchen Vorfällen umgegangen werden kann – Diskussion unter uns führen, öffentliche Diskussion, was tun im konkreten Augenblick? Im Zusammenhang mit den Festnahmen ging es auch um Aussageverhalten, Aufklärung über Bullentaktiken und rechtliche Situation ist wohl gerade bei jüngeren Leuten nötig, auch wenn es vielen von uns selbstverständlich vorkommt, B. gegen¬über nix zu sagen oder zu unterschreiben oder nicht von der Wache aus im besetzten Zuhause anzurufen. Die meisten Anwesenden fanden, die Bildung einer festen EA-Gruppe, die sich z.B. auch um Kontakte zu Ost-AnwältInnen kümmern könnte, sei überfällig – vielleicht finden sich ja doch einige mal zusammen dafür. Aus dem Häuserrat heraus war eine Initiative dafür jeden¬falls nicht möglich, es wurde noch darauf hingewiesen, dass in der Mainzer Leute daran diskutieren. …