– aus der linken DDR-Oppositions-Zeitung Umweltblätter, vom 27. September 1989 –
Zur offiziellen Demonstration zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus, und imperialistischen Krieg am 10.9.1989 auf dem August- Bebel-Platz in Berlin oder
Auch zur offiziellen Demo mußt du Zeit mitbringen
Aus Anlaß desselben entschlossen wir, 6 dynamische junge ijeuce, und, daran aktiv teilzunehmen: Einer hängte sich einen Fotoapparat um, vier bemalten sich Händen und ich befestigte Anstecker an meinem Hand mit Antifa-Losungen.
Auf dem Weg zum August-Bebel-Platz fand ich ein Druschba-Freundschaft-Plakat und trugs ab da mit mir herum. Hinter der Marschall-Brücke war es dann soweit – PA-Kontrolle mit anschließender Diskussion für zwei von uns. Unser Fotograph machte ein Bild davon und ließ sich mehr oder weniger bereitwillig unter Begleitschutz zum nächsten Bahnhof bringen. Lieber ein Bild als kein Bild. Zwei weitere durchquerten den Menschenauflauf der Demo. Ich wandte mich dem Plakat der beiden Erstkon¬trollierten zu, die nach einem Kompromiß mit den Beamten nicht an der Demo teilnehmen durften, sondern am Zeughaus verbleiben mußten. Das verfehlte den Wunsch der älteren Männer ganz und gar den von der Demo Kommenden fielen wir nun erst recht auf. Die Reaktion war im Gros positiv. Es folgte wieder Diskussion und letztendlich, gegen 11 Uhr, „ab um die Ecke“. Dort erwartete uns ein UCW der Bepo. Im Polizeipräsidium Keibelstraße trafen wir uns mit unseren Mitdemonstranten wieder und weitere fünf Dynamische, die während der Demo ein Transparent mit der Aufschrift „Wehret den Anfängen“ zu tragen versuchten. In der Zuführungsstelle saßen und/oder standen wir dann bis etwa 14.30 Uhr. Die Verhöre endeten im Allgemeinen mit Entschuldigungen wie: „Überreizung der Beamten“ oder „Wir schützen Sie nur vor Schlägereien mit rivalisierenden Gruppierungen“(an diesen Tag?!). Unerklärlich bleibt uns, warum wir dann noch weitere 5 Stunden festgehalten wurden.