Antifaschismus als Staatsdoktrin der DDR

ZITIERTE AUS WIKIPEDIA

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) hat sich selber in die Nachfolge des antifaschistischen Kampfes der KPD und des kommunistischen Widerstands gegen das NS-Regime gestellt. Wegen dieses auch als Gründungsmythos bezeichneten Anspruchs erhob sie den Antifaschismus früh zur leitenden Staatsdoktrin, die zur Abgrenzung vom Nationalsozialismus, aber auch von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) diente. Auf Grundlage einer marxistischen Faschismustheorie verstand man die Bundesrepublik als „postfaschistisch“ und versuchte, ideologische und personelle Kontinuitäten zum Nationalsozialismus nachzuweisen.

Anspruch und Feindbild der DDR-Staatsideologie werden spätestens seit der Wende von 1989 historisch stark kritisiert: Sie hätten eine wirkliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus dort verhindert. Der von oben verordnete Antifaschismus habe eine wirkliche Entnazifizierung und einen Bruch mit autoritären und totalitären Staatsformen blockiert, die Bevölkerung nicht erreicht und sei zur Durchsetzung politischer Selbstbehauptung im Rahmen des Kalten Krieges instrumentalisiert worden.

Generell wurde die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland gemäß der Faschismustheorie als Ausdruck des sich verschärfenden Klassenkampfs betrachtet. Dieses Geschichtsbild bewirkte, dass das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus besonders auf kommunistische Widerstandskämpfer konzentriert wurde und die ermordeten Juden und andere Opfergruppen nur am Rande thematisiert wurden. Die gesamte Rassenideologie der Nationalsozialisten wurde lediglich als „Instrument zur Täuschung der Arbeiterklasse“ erklärt. Diese Geschichtsverständnis bot der DDR-Führung die Möglichkeit ihre Herrschaft zu legitimieren. Der DDR-Bevölkerung bot sie die Möglichkeit eventuelle Verstrickungen in der Zeit des Nationalsozialismus zu externalisieren, da der Faschismus als Phase des Klassenkampfes quasi historisch zwangsläufig erschien und mit der „antifaschistischen DDR“ endgültig überwunden sei. Jeder DDR-Bürger konnte sich selbst und die DDR als Sieger der Geschichte begreifen.

Der Antifaschismus stellte die zentrale Selbstlegitimationsgrundlage für die Existenz der DDR da. Er sollte das Machtmonopol der SED ebenso wie die Berliner Mauer („Antifaschistischer Schutzwall“) rechtfertigen.